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Wer von den Badener Auswanderern blieb in Tovar?

Prof. Dr. Conrad Koch

Um diese Frage beantworten zu können, stehen uns vier Dokumente zur Verfügung:

Die Passagierliste der Clemence, von der ich von der Hafenbehörde in Le Havre im Jahr 1964 eine Abschrift erhielt.Eine Liste über die Schulden aller Badener in Tovar vom Juni 1844.Eine 1845 von Benitz erstellte Liste, die jedoch keine Familiennamen der Ehefrauen enthält (z.B. „Robert Frey’s Eheleute aus Endingen, Amt Kenzingen“).
In dem im Jahr 1852 vom Kolonieleiter Benitz erhobenen Zensus sind ebenfalls keine Informationen über die familiäre Herkunft der Ehefrauen aufgezeichnet worden. Er wurde in der „Memoria del Interior“ 1853 in Caracas publiziert.

Der Entschluss, das Siedlungsprojekt zu verlassen, sich von ihren Landsleuten zu trennen und in der völlig fremden südamerikanischen Umwelt ihre Zukunft ganz auf sich allein gestellt aufbauen zu wollen, konnte nur durch eine sehr große Enttäuschung verursacht worden sein. Sie trat bei fast allen Badenern ein, als sie sehen mußten, wie weit das für ihre Ackerbausiedlung vorgesehene Territorium von den nächstgelegenen Orten entfernt und zudem noch völlig vom Urwald umschlossen war.
Weiterhin war sicher für ihre Entscheidung ausschlaggebend, sich von Oberst Codazzi und Alexander Benitz loszusagen, daß diese beiden Männer ihnen wichtige Voraussetzungen vertraglich zugesichert hatten, die sich bei ihrem Eintreffen als nicht erfüllt erwiesen.

Wenn man der Frage nachgehen will, wer von den Badener Auswanderern hatte eine relativ aussichtsreiche Möglichkeit, in der ihnen völlig unbekannten südamerikanischen Umwelt sich von der Gruppe ihrer Landsleute und somit vom Projekt Codazzis trennen zu können?

Nach einem sehr mühsamen, mehrtägigen Fußmarsch mit Kind und Kegel standen sie am 8. April am Eingang des Tales, in dem der Rio Tuy entsprang. Die Zeichnung des Malers Ferdinand Bellermann aus dem Jahr 1844 (s. Heft 15) vermittelt den Eindruck, den die Auswanderer von der ihnen jetzt präsentierten zukünftigen Lebenssituation empfunden haben mußten. Sie blickten in ein von der vorausgegangenen Brandrodung geschwärztes Tal, in dem die Baumstümpfe noch qualmten und in dem zwei Hütten aus Palmwedeln standen, von denen eine für die Frauen und Kinder und die andere zur Unterbringung der Männer bestimmt war. Es ist ihnen aber in Europa vertraglich zugesagt worden, daß jede Familie bei ihrer Ankunft eine Wohnung von etwa 12 m Straßenfront und 14 m Tiefe auf einem ca. 300 m⊃2; großen Grundstück als Eigentum erhalten würde.
Erst wenn die Rodungsarbeiten durch einheimische Arbeiter vollzogen und Mais und verschiedene Gemüsearten sowie auch andere zum Unterhalt der Kolonisten nötige Gewächse angebaut wären, würde er sich nach Europa einschiffen, um die Auswanderer abzuholen, hatte Coronel Codazzi in der Werbeschrift den Auswanderern zugesichert.
Die Enttäuschung über die Nichteinhaltung der Vertragsverpflichtungen
Codazzis einerseits und die um mehrere Monate verspätete Abreise aus Europa andererseits sorgte für weitere missliche Umstände. Die Badener trafen mit beginnender Regenzeit in ihrem Siedlungsgebiet ein und waren bei primitivster Unterbringung Regen, Nebel und kühler Witterung ausgesetzt.

Wer von den Badener Auswanderern verließ in den ersten zwei Jahren Tovar?

Alexander Benitz hatte im Auftrag Codazzis die Anwerbung von Auswanderungswilligen in Baden übernommen. Er bat vor der Rückkehr von seiner ersten Venezuelareise in einem Brief vom 10. Juni 1842 seine Eltern, ihm für das geplante Projekt einer neuen Ackerbaukolonie bei der Auswahl geeigneter Leute zur Auswanderung nach Venezuela behilflich zu sein. Besonderen Wert legte er darauf, daß nur ordentliche Leute angeworben werden sollten, mit denen er in Südamerika ein Dorf gründen und aufbauen könnte.

„Lasst es Euch also sehr angelegen sein 80 gute Familien zu bekommen die unter den Conditionen mitkommen wollen, welche ich euch schon früher schrieb. Bauersleute, die nützliches Handwerk verstehen, besonders Maurer, Zimmerleute, Schlosser, Schreiner, Schmidte, Wagner, einige gute Sägenmühlebauer die Wasserwerke verstehen. Wenn sie auch ledig wären es thut nichts, richtet es nur so ein, das immer 4 Personen für eine Familie gerechnet werden. 80 Familien müssen daher aus 320 – 350 Personen bestehen, aber nur Leute, die Euch Ehre einlegen, und denn von allen Ausländern hat man vor den Deutschen den meisten Respekt, unsere Unternehmung ist sehr ausgedehnt und kann was Großes also daraus entstehen, wen die erste Expedition nur gut gelingt. Das reusieren stützt sich bloß darauf brave und sittsame Leute zu bekommen, die Ausdauer haben und nicht verzweifeln wenn es ihnen augenblicklich nicht nach bestem Wunsche gefällt, aller Anfang ist schwer. Längstens Ausgang des Monats Oktober haben wir beschlossen, mit den Leuten von Le Havre de grace fortzureisen, ehe die schlechte Witterung eintrifft. Setzt deshalb die Leute in Kenntnis, Ihr seht also das Ihr nicht Zeit zu versäumen habt es den Leuten zu sagen“ ….
In diesem Brief nahm Benitz Bezug auf einen früheren Brief, den er aus Caracas an seine Eltern geschrieben hatte, und der die vertraglich zuzusichernden Bestimmungen enthielt, die Codazzi den Auswanderern in einem schriftlichen Vertrag zu garantieren versprach.

Die Badener Auswanderer sichteten nach ihrer abenteuerlichen Segelschiffsreise Anfang April 1843 erstmals die Küste von Venezuela. Unterwegs erlebten sie auf hoher See mehrere Stürme und auch noch einen Brand der Kombüse auf ihrem hölzernen Schiff. Durch den Ausbruch der Pocken an Bord, der 16 Todesopfer zur Folge hatte, wurde von der Hafenbehörde in La Guaira über die Clemence die Quarantäne verhängt. Das hätte im Normalfall für die Badener mindestens 40 weitere Tage in ungewohnter tropischer Hitze an Bord eines mit Menschen völlig überladenen Schiffes bedeutet.
Dank seiner Position und seiner Beziehungen zur Regierung des Landes, gelang es Coronel Codazzi jedoch, die Dauer der Quarantäne zu reduzieren. Nach gut zwei Wochen durften die Auswandererfamilien und die Ledigen erstmals venezolanischen Boden in einer traumhaft schönen Bucht bei Choroni betreten, um dort das Ende der Quarantänezeit abzuwarten. Unter Kokospalmen und ohne Platznot gab dieser nicht vorgesehene Aufenthalt den Europäern nach entbehrungsreichen 61 Tagen an Bord trotz der ungewohnten Hitze wieder Kraft und Mut. Sie konnten sich nach der Enge an Bord dort zehn Tage am Strand in einer kleinen Bucht unter Kokospalmen mit frischem Trinkwasser versorgen und erholen. Dies war aber auch nötig, denn es stand ihnen nach Aufhebung der Quarantäne ein strapaziöser Fußmarsch auf einer schmalen Bergstraße zur Durchquerung der Küstenkordilleren bevor, deren Passhöhe etwa 2000 Meter betrug. Nachdem sie den Auf- und Abstieg durch die Berge überstanden hatten, gelangten sie an den nördlichen Rand der Stadt Maracay. Dort besaß der damalige Staatspräsident, General J.A. Paez eine Hazienda, auf der er die Einwanderer empfing und großzügig bewirtete. Er ließ für die Immigranten einen Ochsen schlachten, dessen Fleisch für sie am Spieß gebraten wurde. Von dieser Gastfreundschaft, die ihren Vorfahren vom damaligen Präsidenten Venezuelas entgegengebracht wurde, berichten heute noch die älteren Tovarer, wenn sie von den Anfängen der Colonia erzählen.
Gestärkt zogen die Badener im Araguatal weiter gen Osten bis zur Stadt La Victoria. General Paez ließ auf diesem Weg die Mütter mit Kleinkindern auf Fuhrwerken durch das tropische Araguatal befördern. Von dort führte sie ihr Weg durch Zuckerrohrhazienden nordwärts wiederum zum Fuß von hohen Bergen.
Die Badener hatten nun auf einer vor kurzem erst fertiggestellten, schmalen Sandstraße nochmals einen Höhenunterschied von fast 1800 Metern zu bewältigen, bevor sie völlig erschöpft den Eingang des Tales erreichten, in dem der für Venezuela bedeutsame Rio Tuy entspringt. Der Maler Ferdinand Bellermann hat auf seiner Venezuelareise 1844, also nur ein Jahr später, vom Eingang der Colonia Tovar eine Zeichnung angefertigt, die im Heft 15 unserer Schriftenreihe wiedergegeben wurde.
Nach ihrem mühsamen Aufstieg mit Kindern und Gepäck blickten die Auswandererfamilien erstmals in das vom Regenwald umgebene Urwaldtal, das Coronel Codazzi und Benitz auf ihrer Reise 1842 für die Gründung der Ackerbaukolonie bestimmt hatten.
Was die Badener jetzt vor sich sahen war niederschmetternd, denn es entsprach in keiner Weise den Berichten, mit denen Benitz seinen Landsleuten in Endingen ihre zukünftige Heimat beschrieben hatte. Der Anblick des vom Feuer geschwärzten Urwaldtales wirkte so demoralisierend, daß die meisten Frauen in Tränen ausbrachen. Der von ihnen angetroffene Zustand war weit entfernt von den Vorbereitungen, zu denen sich Codazzi in dem von ihm unterzeichneten Siedlervertrag verpflichtet hatte.
Es war den zur Auswanderung angeworbenen Familienvätern ausdrücklich zugesichert worden, daß der Oberst Codazzi persönlich die Vorbereitungsarbeiten der Musterkolonie für die künftigen Einwanderungen nach Venezuela leiten würde, und daß er sich erst nach Durchführung dieser Vorbereitungsarbeiten nach Europa begeben würde, um die Familien mit ihrem zukünftigen Kolonieleiter Alexander Benitz abzuholen. Seine Planung hatte Oberst Codazzi in einer Rede vor dem Kongress mit folgenden Worten dargelegt:

„Die ersten Arbeiten bestehen in der Entwaldung. Nachdem die abgehauenen Bäume verbrannt sind, und der Boden von dem ihn bedeckenden Walde befreit ist, bereitet man ihn zum Ackerbau und für Pflanzungen vor, so daß die Colonisten bei ihrer Ankunft alles bereit finden und von den üblen Einflüssen der Urbarmachung nichts mehr zu fürchten haben.“

Die um mehrere Monate verspätete Abreise aus Europa sorgte für weitere missliche Umstände. Die Badener trafen zum Beginn der Regenzeit in ihrem Siedlungsgebiet ein und waren bei primitivster Unterbringung tropischen Regengüssen, Nebel und kühler Witterung ausgesetzt.
In einem Schreiben des Konsuls von Harrassowitz an das Ministerium des Großherzoglichen Hauses und der Auswärtigen Angelegenheiten über die Lage der von Oberst Codazzi angeworbenen Badenern, wurde die Realität der Nichterfüllung der Vertragsverpflichtungen des Coronels sachlich dokumentiert.Codazzi sorgte nicht persönlich für die Ausführung der Vorbereitungsarbeiten, sondern übertrug diese Aufgabe an seinen Teilhaber des Siedlungsprojekts, Senor Ramon Diaz. Demnach sollten die Vorbereitungsarbeiten erst während der Europareise des Oberst Codazzi begonnen und durchgeführt werden. Der Coronel hätte jedoch wissen müssen, daß die versprochene Urbarmachung des Landes und die Errichtung von Unterkünften in wenigen Monaten von niemandem vollbracht werden konnten. Es hätte auch bei einer noch so kompetenten Führungspersönlichkeit einen Zeitraum von über ein bis zwei Jahren benötigt, um nur die elementarsten Lebensbedingungen verwirklichen zu können, die Codazzi in Baden den Auswanderungswilligen vertraglich zugesichert hatte. Die Nichteinhaltungen des Vertrages wurden in einem Bericht des preußischen Konsuls in La Guaira wie folgt bestätigt:
„Viel wurde von der Unternehmung des Coronel Codazzis erwartet, der auf einer Caracas nahegelegenen Hochebene eine deutsche Colonie zu begründen angefangen hat. Während er in Europa war um Ansiedler anzuwerben, sollte hier das Land urbar gemacht, Häuser gebaut und alles zur Aufnahme der neuen Bewohner fertig gemacht werden, so daß diese ein völlig eingerichtetes Dorf vorfinden sollten. So hatte er es beabsichtigt und es den Angeworbenen kontraktlich versprochen. Zu Anfang d. Js. kam Codazzi auch mit circa 400 Deutschen von Le Havre hier an, statt aber alles eingerichtet zu finden, blickten die Einwanderer, meistens aus Landsleuten aus dem Badischen bestehend, jeweils nur auf ein kleines Stück gerodetes Land, aber bei Weitem nicht auf eine urbar gemachte Parzelle. Wer südamerikanische Waldungen kennt, weiß, daß mit dem Fällen und Abbrennen der mächtigen Bäume nur der erste Schritt zur Urbarmachung getan ist, und daß, um zu säen und zu erndten es noch viel Arbeit erfordert. Die versprochenen Häuser waren noch nicht angefangen, die Ansiedler mußten sie sich selbst erst bauen.
... Bis die Colonie selbst die nöthigen Nahrungsmittel liefert, ist Coronel
Codazzi allerdings verpflichtet, den Colonisten das Fehlende zu liefern, aber sie müssen die Auslagen dafür bezahlen, und kommen dadurch immer tiefer in die Schuld der Contrahenten, ohne Aussicht sie bald abzubezahlen. Die Art, wie die armen Leute von den Codazzischen deutschen Beamten behandelt werden, soll empörend sein, ihre Unkenntnis der Landessprache verhindert die Klagen bei den Behörden anzubringen, und mehrere Versuche Deputationen nach Caracas zu schicken, sind durch bewaffnete Sclaven vereitelt worden.


Einzelne haben sich an mich gerichtet, doch ist es mir nicht möglich gewesen, etwas für sie zu thun …. “

La Guayra, den 16. Februar 1844. O. Harrassowitz. Königl. Preuß. Consul

Es haben mehrfach Proteste der Badener über Codazzis Nichteinhaltung der von ihm entworfenen und unterzeichneten Vertragsbedingungen stattgefunden, die sie bei ihren deutschen Landsleuten in Caracas vorbrachten. Dies geschah, obwohl Benitz stets versucht hatte, es zu verhindern. Der Coronel Codazzi war darüber derart erbost, daß er diejenigen Badener, die Tovar ohne Genehmigung verlassen hatten, inhaftieren und in das Gefängnis von La Victoria einsperren ließ.
Codazzi und auch Alexander Benitz waren sehr darum bemüht, keinesfalls Informationen von den herben Enttäuschungen, die alle Badener bei ihrer Ankunft in Tovar erleben mußten, nach Europa dringen zu lassen. In Briefen von Auswanderern, die unter Umgehung von Benitz trotzdem nach Caracas gelangen konnten, erwähnten einige Siedler, daß sie anfangs nur Briefe über Benitz in die Heimat zu schicken vermochten. Sie behaupteten, daß ihre Briefe faktisch einer Zensur unterlagen. Wie diese Briefkontrolle auch vom Coronel
Codazzi ausgeübt wurde, zeigt ein von ihm an Benitz gerichtetes Schreiben:

„La Victoria 11. Juni 1843.
Lieber Benitz,
ich habe hier Enderli mit einem Brief angetroffen. Ich habe ihn geöffnet, um zu sehen, was er enthielt, und um mir eine Meinung über den jungen Mann zu bilden, bei dem es das zweite Mal ist, daß er nach Caracas reiste.
Ich habe ihm gesagt, daß er nicht nach Caracas gehen dürfe, denn das würde die anderen Ledigen dazu autorisieren das Gleiche zu tun. Er müsse in der Colonie arbeiten, bis er seine Verflichtungen erfüllt hätte. Wenn er das bezahlt hätte, was er schuldete, müßte wer in der Colonie zum gleichen Preis arbeiten, wie an anderen Orten. In keinem Fall sollte ein anderer Lediger die Colonie verlassen und wenn sie losgehen, habe ich das Recht, sie zurückzuholen.
Es ist im Interesse der anderen Familienväter, daß die Ledigen bleiben, um bei den Arbeiten zu helfen. Ich hoffe, daß Sie auf die Verheirateten einwirken, daß diese Diskussionen in guter Harmonie mit den Ledigen verlaufen.
Ich habe sofort an Ramon Diaz geschrieben, damit er Tschan1 sagt, daß es nicht möglich für das Dienstmädchen wäre, das im Haus von Apollina Griesbaum ist, wegzugehen und daß er sofort Xaver veranlaßt, in die Colonie zurückzukehren und daß er bewirken solle, daß Schreiber zurückgeht. Das wäre sehr gut, um Schlechtigkeiten zu verhindern.“
Als dieser Brief von Codazzi an den Kolonieleiter geschrieben wurde, waren gerade zwei Monate seit der Ankunft der Badener im Tuytal verstrichen. Aber es ist sehr beachtlich, was die Auswanderer und vor allem Benitz in den ersten Wochen und Monaten geleistet hatten.
- Nicht nur, daß er für die Familien und Ledigen eine Buchführung anlegen musste, die alle an die Siedlerfamilien und die Ledigen bezahlten Geldbeträge enthielt, sondern er hatte auch andererseits alle erbrachten Geld- und Sachleistungen der Siedler zu verbuchen, um von jedermann den jeweiligen Schuldenstand ausweisen zu können. Die Infrastrukturarbeiten in der Colonia wurden den Siedlern nach den im Araguatal üblichen Tagessätzen für Tagelöhner vergütet.
- Benitz hatte den Familien je nach ihrer Größe entsprechende Landstücke zuzuteilen, diese zu vermessen und in einen Gesamtplan einzuzeichnen. Zusätzlich benötigten die Familien noch Einzelpläne, um die Grenzen der von ihnen zu beackernden Felder zu kennzeichnen.
- Weiterhin musste Benitz die Trassierung der Dorfstraßen planen, vermessen und unter seiner Leitung von Arbeitstrupps erstellen lassen.
Bereits am 18. Juli 1843 wurde in Tovar ein Probeblatt der Zeitschrift von der Kolonie Tovar erstellt. Am 8. August erschien erstmals die No.1 dieses
Boletin de la Colonia Tovar“. Darauf folgte am 8. September des gleichen Jahres die zweite, am 25. Oktober die dritte und am 8. Dezember die vierte Nummer. Am 1. Januar des Jahres 1844 wurde die fünfte und letzte zweisprachige Zeitung der Colonia Tovar von dem mit den Badenern aus Le Havre eingewanderten Berufskollegen des Alexander Benitz und seinem späteren Schwager, Alfred Thiberge in der Siedlung gedruckt. Alle Zeitschriften enthielten jeweils einen geschichtlichen Teil sowie Informationen über Erfahrungen, die die Kolonisten im landwirtschaftlichen Bereich machten, und über die verschiedenen Aktivitäten auf dem gewerblichen Sektor, der Schmiede, Böttcher, Steinhauer, Zimmerleute, Maurer, Schneider und Schuhmacher.
- Nach knapp fünf Monaten wurde nach der Planung ihres Kolonieleiters
Benitz von den Badener Handwerksmeistern eine mit Palmenlaub gedeckte Kirche erbaut, die für mehrere hundert Gläubige Platz gehabt haben soll. Der Pfarrer von La Victoria, der auf Geheiß des Erzbischofs von Caracas die Einweihung am 28. 8. 1843 vornahm, traute an dem darauf folgenden Tag 22 Paare. Es waren die ersten Eheschliessungen in der Colonia Tovar.
Benitz legte auch großen Wert darauf, daß unmittelbar nach ihrer Ankunft im Tuytal ein Gemeinderat gewählt wurde. Er wollte, daß die am Vorabend der Revolution von 1848 ausgewanderten Badener von einem demokratisch gewählten Gemeinderat vertreten wurden, um mit Codazzis Worten zur Beantragung des Projektes sagen zu können: „Unter der zum Wohl der Kolonie uns selbst auferlegten Verwaltung, sind wir im ungeschmälerten Genuß unserer Rechte.“
Bereits am 23. April 1843 fand die Wahl des ersten Gemeinderates statt. Gewählt wurden fünf Familienväter aus den größten Herkunftsorten sowie der ledige Johann Müller aus Gündlingen. Er war mit 33 Jahren das jüngste Mitglied dieses Gremiums. Zum Sekretär des Gemeinderates wurde der Lehrer Teufel gewählt.
Der Lebensdauer des Gemeinderates sollte aber nur eine sehr kurze Zeit beschieden sein. Als einige seiner Mitglieder bei Codazzi die mit ihnen vertraglich vereinbarte Lieferung von Kühen und Lasttieren reklamieren wollten, für deren Anschaffung der Oberst von der Regierung schließlich die Finanzierung erhalten hatte, hielt ein Teil des Gemeinderat es für besser, nicht per Gemeinderatsbeschluss von Codazzi die Einhaltung seiner Zusagen zu reklamieren. Es gab aber auch Mitglieder, die darauf bestanden, daß Codazzi seine Zusagen einzuhalten hätte. Diese Diskussionen blieben Codazzi nicht verborgen. Der Coronel veranlasste deshalb beim Sekretariat des Innenministeriums, daß er als Friedensrichter gemäß des Einwanderungsgesetzes vom 10. Mai 1841 für die Colonia Tovar eingesetzt wurde. Dies bedeutete, daß Codazzi die unmittelbare Führung über die Einwanderer erhielt, und daß die Existenz des Gemeinderates vom Innenministerium nicht anerkannt wurde. Der Coronel war somit als Friedensrichter der Colonia Tovar für die Rechtssprechung, Rechtsausübung und für die Polizeigewalt in der Siedlung zuständig. Er löste noch im Juli 1843, etwa nach einem Monat seines Bestehens, den Gemeinderat auf.
Der von Codazzi eingesetzte Kolonieleiter, Alexander Benitz, unterlag in dieser Zeit stark dem suggestiven Einfluss des Coronels, und er zeigte daher wenig Verständnis für seine Landsleute. Dem Vater berichtete Alexander die unerwartete Auflösung des Gemeinderates mit den Worten: „Der Oberst sah sich genöthigt das ganze Krähenwinklerwesen über den Haufen zu werfen, da er jetzt nach den Gesetzen die Stelle als Friedensrichter vertritt.“
Die Auswanderer aus Baden hatten sich 1842 aber nicht zuletzt auch aus politischen Motiven zur Emigration nach Südamerika entschlossen. Sie wollten mit ihren Familien einem freiheitlichen, demokratischen System angehören. Als sie aber erleben mußten, daß ihr Gemeinderat auf Befehl Codazzis aufgelöst wurde, und er sie sogar bei ihrer Feldarbeit von venezolanischem Militär bewachen ließ, stieg ihre Empörung. Um die Kolonie auch nur tageweise verlassen zu dürfen, hatten die Badener bei Benitz einen „Pass“ zu beantragen.
Republica de Venezuela
Da der Siedler Martin Collin seine Schuld mit der Kolonie beglichen hat, wurde ihm dieser Pass ausgestellt, damit die Behörden der Republik ihn frei reisen lassen.

Kolonie Tovar 21. 2. 1846

In Abwesenheit des Chefs
Beauftragter A. Thiberge

Dieser „Reisepass“ war auf Martin Collin ausgestellt. Er stammte aus dem Elsass und lebte wahrscheinlich bereits in Venezuela, als er sich den Tovarer Auswanderern anschloss. Er steht nicht in der Passagierliste der Clemence. In der Schuldnerliste von 1844 wurde er von Benitz als schuldenfrei erwähnt.
In den folgenden Wochen nahm die Unzufriedenheit der Badener mit ihrer Situation zu. Die Auswanderer fühlten sich ein zweites Mal von Benitz hintergangen. Die kaum zumutbare Abgeschiedenheit des für sie vorgesehenen Siedlungsgebietes in einem für den Ackerbau nicht vorbereiteten Tal war die erste Enttäuschung, die sie hinnehmen mußten. Ein großer Teil der Badener war nicht mehr bereit die patriarchalische Herrschaftsausübung Codazzis hinzunehmen, da diese sie in ihrer persönlichen Freiheit bedeutsam einschränkte. In ihren abendlichen Gesprächen, die nach den frühen Sonnenuntergängen zumeist unter den Auswanderern gleicher Herkunftsorte stattfanden, diskutierte man im Jahr 1844 häufiger darüber, wie man trotz Bewachung aus der Siedlung fliehen könnte, um sich in Caracas oder in La Victoria eine eigene Existenz aufzubauen.
Aber wer von den Badenern, die im April 1843 im Tal des Rio Tuy angekommen waren, konnte es wagen, in dem fremden Lande, ohne spanisch zu verstehen und zu sprechen, mit der Familie die Auswanderergruppe zu verlassen?
Von Georg Boos aus Teningen wissen wir, daß seine Eltern die Eltern von Benitz kannten. In einem Brief an seinen Sohn beklagt sich der Vater von Alexander sehr darüber, daß er seit seiner Abreise noch keine Nachricht von ihm erhalten hätte. Als der Vater von Georg Boos in diesen Tagen die Eltern von Alexander in Endingen besuchte und der Vater Benitz ihm einen an seinen Sohn Alexander gerichteten Brief vorlas, sandte Vater Boos auch einen Gruß an Alexander und unterschrieb den Brief am unteren Rand damals noch mit den Worten „Ihr Freund Martin Boos“.
Sein Sohn Georg war gelernter Schlosser und noch ledig, als er den Siedlervertrag zur Ausreise nach Venezuela unterschrieb. Wie sehr aber sein anfänglicher Respekt vor Benitz selbst bei Georg Boos gelitten hatte, zeigt den großen Vertrauensverlust, den mit ihm jetzt auch ein nicht geringer Teil der Badener gegenüber Alexander Benitz empfand. Eigentlich hätte Boos dem Kolonieleiter gegenüber eher dankbar sein müssen, denn Benitz hatte ihm, wie auch noch weiteren sechs Badenern, gestattet, temporär außerhalb der Kolonie arbeiten zu dürfen. Aber in einem Brief, den er am 27. März aus Caracas an seinen Vater in Teningen schrieb, wird sein totaler Wandel in der Einschätzung der Persönlichkeit von Benitz sehr deutlich.
Boos hatte in Tovar Katharina Müller aus Gündlingen geheiratet und war mit seiner Frau nach Caracas gezogen. Das junge Ehepaar stand wegen den vom Kolonieleiter und Codazzi nicht eingehaltenen Versprechungen und auch wegen deren autoritärem Verhalten in zunehmender Opposition zu ihnen.
Einige Siedler gaben Alexander sogar die Schuld am Tod seines jüngeren Bruders Theodor. Dieser hatte vehement die Interessen der enttäuschten Auswanderer vertreten und öffentlich die nicht eingehaltenen vertraglichen Zusagen reklamiert, wobei er auch Codazzi des Vertragsbruches beschuldigte. Alexander ließ ihn daraufhin festnehmen. Da es in Tovar kein Gefängnis gab, wurden straffällige Kolonisten mit gebundenen Händen an eine Art Pranger gestellt. Das widerfuhr auch Theodor, der sich darüber derart erregte, daß er voller Wut und mit aller Gewalt seine Stricke zerreißen wollte. Hierbei erlitt er wahrscheinlich einen Herzinfarkt oder einen Gehirnschlag. In seiner Wut stürzte er bei seinen Befreiungsversuchen plötzlich zu Boden und verstarb.
Am 27. März 1844 schrieb Georg Boos von Caracas aus an seinen Vater in Teningen einen seine Enttäuschung ausdrückenden, sehr emotionalen Brief, der hier in Auszügen wiedergegeben wird:
Mit Freuden ergreife ich die Feder, Euch zu schreiben wie es mir geht, weil ich nicht weiß, ob ihr mein erstes Schreiben erhalten habt; und jetzt glaube ich die Gelegenheit zu haben, wo ich euch mehreres schreiben kann, so will ich sie benutzen. …
Unsere Colonie steht in einer schlechten Lage, und wird jetzt auch bald verrissen werden. Der gute Freund Benitz hat uns noch übler angeführt als Sklaven. Ich habe nie geglaubt, daß ein Mensch so schlecht seyn kann wie er. ...
Wir treiben es schon so lange als wir auf der Colonie sind, nach Caracas zu gehen, und zu beklagen; aber wir konnten nie fortkommen; wir wurden immer arretirt. Jetzt sind wir durch den Wald. Als die Führer wieder retour kamen, so stellte der Benitz durch den Obristen seinen Befehl 20 Spanolen und einige 20 von unseren Leuten an, sie sollten sie binden und nach La Victoria führen als Revoluzionärs. ...
Wir traten unser 50 auf und gingen nach Caracas die Sach auszumachen. Die übrigen, die retour sind, hat er 4 Tage in Preson setzen lassen, ...
Wir sind jetzt noch unser fünf schon vier Wochen in Caracas und sind in einem Hause bei Deutschen Leuten, und werden von der Deutschen Gesellschaft unterstützt. Die sagen: es muß uns geholfen seyn und wenn es 1000 Thaler kostet.
Weil der Oberst nach dem Vertrag nichts gehalten hat, so wollen sie uns beistehen und uns behilflich seyn. Für so rechtschaffen, als man den Oberst gehalten hat, so schlecht ist er. Er ist früher als Seeräuber auf dem Meer herumgefahren. Der Benitz ist noch schlechter; sonst hätte er uns nicht in ein so schlechtes Loch geführt. Sie haben uns miteinander verkauft. Der Oberst hat auf den Kopf 40 Fünffrankenthaler erhalten. ...
Ich habe mich auf der Colonie verheurathet mit einer Person von Gündlingen Namens Katharina Müller, wir leben zufrieden miteinander. Ich habe bis jetzt mit einem Schmidt gearbeitet; aber jetzt bin ich nicht mehr Willens auf der Colonie zu arbeiten. Nun will ich mein Schreiben schließen, und hoffe, daß es euch wohl gehe und bleibe euer dankbarer Sohn.
(Georg Boos)

Es wurden von den Auswanderern aber auch Briefe mit positiven Beurteilungen über die Kolonie geschrieben, die das fürsorgliche Verhalten von Codazzi und Benitz betonten, dem Aufbau zustimmten und an die Zukunftsaussichten der Kolonie glaubten.
In einem Brief vom 18. September schrieb Xaver Wolf seinen Eltern und Geschwistern in Wasenweiler von der Atlantiküberquerung mit der Clemence, über ihre Ankunft im Tuytal, über das Klima und über die Bodenbeschaffenheit ihrer Ackerbausiedlung. Auszüge:

Liebe Eltern und Geschwister!
Ich benachrichtige Euch mit Gegenwärtigem daß ich noch am Leben und gesund und wohl bin, was ich Euch ebenfalls von Herzen wünsche. …
Was die ß Reise anbetrifft so war sie in der hinsicht beschwerlich, indem wir sehr lange auf dem Wasser waren, nemlich 44 Tage bis wir in dem Haven von La Guayra ankamen, ferner lagen wir teils in La Guayra und Chocosny 18 Tage auf dem Schiffe, und gegen 10 Tage auf dem Lande in Quarantaine, und ferner brachten wir 10 Tage auf der Reiße auf dem Lande z , und sind dann am 8. April hier angekommen; ...
Was den Boden anbelangt ist er sehr gut und hauptsächlich an den feuchten Pläzen, den man hat dieses Jahr Salad, Kraut, Erbsen, Linsen, Bohnen; Kartoffel, Levat, Reps, Rüben, Flachs, Hanf, Sommerwaizen, Gerste, Hafer gebaut und ist alles gut ausgefallen, und manches besser als bey uns, namentlich Flachs, Rüben, Gerste, Waizen, Hafer, Erbsen und alle Sorten Bohnen, außer diesen sind noch Welschkorn sowie mehre Gartenpflanzen sehr gut gediehen, und so zu sagen angebaut und wir versprechen uns für die folgenden Jahre wenn das Feld besser gearbeitet ist und man die Behandlung genau weiß, noch viel besseres.
Jedoch rathe ich Niemand zu und Niemand ab jetzt schon zu kommen, indem hier die nöthigen Lebensmittel für andere noch nicht gebaut werden, der Oberst hat hier nicht die Hälfte Feld angetroffen als er erwartete. Gegenwärtig werden acht hundert Morgen Wald abgehauen, welche im May angepflanzt werden. Für meinen Bruder glaube ich jedoch, daß es gut wäre, indem nur ein Schmitt da ist und die Arbeit gut bezahlt wird.
Indem ich Euch alle vielmal herzlich grüße bitte ich Euch alle meine Verwandte ebenfalls bestens zu grüßen, und von meinem Befinden in Kenntniß zu setzen.

Lebt wohl ! Euer Dankbarer Sohn und Bruder Xaver Wolf.



Am gleichen Tage berichtet auch Johannes Keller, ein Maurer aus Wasenweiler, in einem ersten Brief an seinen Freund Kabis von der Seereise, von der guten Betreuung durch die Kolonieleiter und von seinen ersten Arbeiten:

Kollony Thowar dem 18 ten September 1843

Lieber Freund Stephan Kabis Gefatermann und seine liebe Frau und Kinder. ...
Ich kann nicht underlaßen Euch zu Schreiben weil ihr es mir vor der Abreise so sehr befohlen habet wir sind jetzt Gott sein lob und dank gesund und wohl. Wir wünschen daß unser schreiben Euch alle in gutem gesund antreffen wird welches uns herzlich freute unsere Reise von Strasburg bis nach Haber ist glücklich vorbey gegangen wo wir auf das Schiff kamen haben wir in 2 Tag die Seh Krankheit bekommen doch etliche Tage keines dem anderen thun konnte, aber Gott sey Dank zeit 8 Tagen seint wir alle wieder Gesund gewesen auf dem Mer ist es nicht gefährlich aber beschwerlich wen man ein so großes Wasser anschauen muß aber Gott sey Dank sind wir glücklich über das Mer gefahren es ist uns eine Krankheit auf dem Schiff begegnet nemlich die Bladern aber Gott sey Dank von Wasenweiler hat es keine anbelangt wir sind 43 Tage auf dem Mer gefahren und haben nur 2 Mahl Stürme gehabt wo wir große Angst hatten aber man braucht keine Ängsten haben durch den Sturm es kann kein Schiff undergehen. ...
H. Oberst und Herr Benitz haben für uns gesorgt auf den Schiffe und auf dem Lande bis in die Kollony wie ein Vatter für seine Kinder wir haben gehörige Kost gehabt auf dem Schiffe und auf dem Lande Fleisch Reis Erbsen Schnabs und Butter haben wir alle Tage gefaßt. Wo wir in die Kollony kamen trafen wir abgeholztes Feld an dann hat jeder ein Stück bekommen zum anpflanzen da haben wir angepflanzt Rogen Weitzen Gersten Welschkorn Bohnen Erbsen Graut Kartoflen teusche und spanische.

Mir wünschten ihr hetten zu Leben wie mir.

Johannes Keller und Theresia Braunbarth

Am unteren Rand des Briefes von Johann Keller steht auch noch ein Gruß vom Schneider Joseph Rudmann aus Wasenweiler an seinen früheren Nachbarn mit dem Vorschlag, eventuell auch mit seinen Schwestern nach Tovar zu kommen:

Ich Joseph Rudmann weil ich im meinen Briefe keinen Platz mehr habe so grüße ich euch Katrina Ufheil Base auch Joseph Briem und seine Frau und Kinder … Auch ein Gruß an Mein Nachbar Matheus Lehrmann seine Frau und Kinder. Wenn du kommen willst so komme Du wen meine Schwestern kommen Du hast besser Brod als in Teutschland.

Joseph Rudmann Schneider

Die Brüder Augustin Holzer und Stephan Holzer aus Wasenweiler schrieben am 14. 9.1843 von Tovar aus einen Brief an ihre Schwester Ursula:

Liebe Verwande und Bekante!
Euch wird unsere Nachricht von unserer Lage nicht unwillkommen sein. Unsere Verwanden und Bekanten sind gewiß Neigierig. Besonders wen sie vernehmen daß wir in Vollkommenem Glück uns befinden. Die Wahrheit ligt in dieser Nachricht. Das wird sich später bestätigen. Unsere Reise von Hause bis Haber war dem Clima für uns zu solcher Jahreszeit angemessen. Den 9 ten Januar legten wir in Haber ab und den 19 ten Dieses gingen wir in die See. Den 19 ten März erreichten wir das Land America. Den 8 ten Aprill kommen wir in die Colonie. Hier fanden wir was wir wünschten, keines von Allen der Colonie hat Noth oder Mangel gelitten. Herr Benitz und Herr Obrist Codazzi hat uns glücklich gemacht. Wir sind mit unserem Schiksal Vollkommen zu Frieden. Ihr Glückseeligen Waßenweiler was seit Ihr gegen uns. Wir sind 24 Wochen hier und haben schon 3 Schweine geschlachtet ...
Das Pf. Fleisch kostet hier 3 Su. Caffe und Buter kostet sehr wenig. Täglich trinken wir 3-4 mal, wir haben hier mehr Caffe-Bohnen als Ihr in Euerer Heimath andere Bohnen. ...genug wir sind wo der Caffe wächst. Wir haben ein großes Haus gebaut, und Feld haben wir genug. Und in kurzer Zeit sind wir Wohlhabend. Der Erdboden bringt was man ihm gibt, alles Riesenmäßiggros u. gut. Jeglich 2 mal und ohne Arbeit. – zum Beispil hat unser nachbar Tschunny von Ihringen, von 19 Erbsen nach Eurem Maß einen Halben Sester geärndet.
Den 28 ten August wurde unsere Neue Kirche eingeweit. 22 wurden getraut, darunter ist unsere Agate mit Johan Schieber von Eichstatt. Aber leider ist unser Vetter …er starb den 30 ten July; und 8 Tage her nach Cattare Heldinger, und zwar als Braut. …
Unsere Kinder haben einen guten Lehrer - Alle sprechen wie auch wir Spanisch. …
Steffan ich wünschte daß meine Vettern Martin und Conrad Holzer bei uns währen. Diese Arbeit wird besonders gut bezahlt und per Tag mit fast 10 Franken. Denkt Euch diesen Lohn.
Liebe Schwester ich wünschte daß Dein Sohn zu uns käme. Derselbe würde sein Glük bei uns finden. Derselbige Martin Ruthman daselbst.

In einer von Benitz im Jahr 1844 aufgestellten Bevölkerungsliste nennt er am Schluss der Liste unter der Rubrik „Ehemalige Colonisten außer der Colonie lebend“ sechs Namen von Badenern und den vom Lehrer Teufel aus Württemberg, der die junge Magdalena Kohler aus Jechtingen geheiratet hatte. Es wurden drei Ehepaare genannt, die im letzten Jahr in Tovar geheiratet hatten. Außer dem Ehepaar Teufel waren es die Eheleute Boos aus Teningen und die Familie von Michael Weber aus Waldangelloch bei Sinsheim, die jeweils ein Kleinkind hatten. Weiterhin hatten noch vier ledige junge Männer die Genehmigung erhalten, in Caracas Wohnsitz nehmen zu dürfen.
Diese waren: Andreas Haas aus Forchheim, Ignatz Huser aus Herbolzheim, Xaver Bauer aus Ringsheim und Wendelin Schmiederer aus Steinach (Amt Haslach).
Ihr Durchschnittsalter lag bei 25 Jahren. Von Huser ist bekannt, daß er Drechsler von Beruf war, die anderen drei werden Landarbeiter oder Tagelöhner gewesen sein.
Weshalb diese Badener von Benitz die Genehmigung erhalten hatten, außerhalb der Colonia in Caracas wohnen zu dürfen, ist in keinem der alten Dokumente oder in den damaligen Auswandererbriefen erwähnt worden. Wir wissen nur anhand der Schuldenaufstellung, daß die Familie von Georg Boos und die des Lehrers Teufel schuldenfrei waren. Die vier der oben genannten Ledigen standen wegen der Überfahrtskosten und der Alimentation in der Schuld bei Codazzi und Benitz.
Gemeinsam ist für diejenigen Badener, die schon im ersten Jahr ihren Wohnsitz außerhalb der Colonia Tovar genommen hatten, daß sie nicht mehr in die Colonia zurückkehrten.
Als Ausnahme begab sich nach dem Tod ihres Mannes nur die junge Witwe des Lehrers Teufel mit ihrem dreijährigen Sohn Hermann wieder in die Geborgenheit ihrer Familie nach Tovar. Sie war eine geborene Kohler und hatte neben den Eltern noch sieben Geschwister in der Kolonie.

Der Lebensabschnitt des Lehrers Nikolaus Teufel in Südamerika entbehrt nicht einer gewissen Tragik. Er sah seine Lebensaufgabe darin, für die Kinder der süddeutschen Auswandererfamilien in der neuen Ackerbausiedlung eine Schule aufzubauen, in der sie schreiben und lesen lernen würden. Neben der Vermittlung von Grundkenntnissen in der spanischen Umgangssprache, die trotz der Abgelegenheit der Siedlung bei Kontakten mit den Bewohnern der benachbarten Hazienden wichtig waren, lag dem Lehrer Teufel aber auch sehr daran, daß die junge Generation ihren badischen Dialekt beibehalten sollte. Das würde sich vorteilhaft auswirken, weil die Tovarer sich dann auch in der Zukunft in ihrer Heimatsprache mit den deutschsprechenden Europäern in Caracas und im Araguatal verständigen könnten.
Diese ideellen Absichten des Berufspädagogen standen jedoch in einem krassen Gegensatz zu den täglichen Notwendigkeiten der im Aufbau ihrer Gehöfte stehenden Familienväter.
Lehrer Teufel war sich nicht im Klaren darüber, daß die Auswandererfamilien, auch wenn sie ihr Tal für den Ackerbau so gut vorbereitet angetroffen hätten, wie es Codazzi mit ihnen vertraglich vereinbart hatte, sich in den Aufbaujahren kaum einen regelmäßigen Schulbesuch ihrer heranwachsenden Kinder hätten leisten können.
Die Realität sah aber im Tal für die Familienväter viel schlechter aus als sie es in Europa angenommen hatten. Die Badener mußten nach ihrer Ankunft nicht nur für ihre Familien die Behausungen selbst erstellen, sondern auch noch die ihnen zugeteilten, von der Brandrodung geschwärzten Flächen mit harter Arbeit zu bebaubarem Ackerland herrichten. Für dieses Arbeitspensum hatten auch die jüngeren Mitglieder der Familien ihre ganze Kraft und Zeit mit einzusetzen. Da die Alimentation seitens Codazzis von Monat zu Monat ihren Schuldenstand vergrößerte, war es für sie fast eine Überlebensfrage, möglichst bald in den Genuss eigener Ernten zu kommen. Somit war ein Konflikt mit dem Lehrer Tovars faktisch vorprogrammiert.
Da die für die Familienväter in ihrer Situation zwangsläufigen Notwendigkeiten alle ideellen Vorhaben des Lehrers zunichte machten, litt er sehr darunter und sah sich schließlich fehl am Platze. Nikolaus Teufel konnte das Verhalten der Väter nicht verstehen, geschweige denn billigen. Für ihn waren sie jetzt keine ehrbaren Männer mehr, sondern ein „nichtsnutziges Gesindel“. Bitter enttäuscht beschloss er deshalb, die Colonia Tovar mit seiner jungen Frau zu verlassen und schrieb dem Coronel Codazzi einen in französischer Sprache abgefassten Brief, dessen Übersetzung in Auszügen wiedergegeben werden soll:

„Monsieur,
Ich bin tief betrübt, Sie mit Bitten und Beschwerden belasten zu müssen, zudem ich weiß, daß Sie Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten genug haben. Meine Situation erlaubt mir aber nicht länger zu schweigen. Wenn ich noch länger mit solchem Pack, aus welchem sich die Kolonie zum größten Teil zusammenstellt, leben muß, wenn ich nicht meine ganze Ehre verlieren und meine hiesige Existenz mit dem Tod bezahlen muß, oder einmal die Kolonie krank und verhöhnt verlassen muß, nehme ich mir deshalb die Freiheit, Ihnen meine Wünsche, meine Meinung und meine Gründe mitzuteilen.

Das Fehlen einer guten Erziehung und hauptsächlich der Widerstand der Eltern gegen mich und alle unsere Anordnungen.Die gröbsten Flüche gewisser Eltern in der Gegenwart der Kinder gegen mich, gegen die Obrigkeit und gegen die Schule. Das ist schon mehrmals ohne Satisfaktion seitens einer Gerichtsbarkeit oder der Gemeindeautorit vorgekommen.
Weil bis heute die Kolonie mich nicht entlöhnt hat und ich nicht glaube diesbezüglich je ein Resultat zu erzielen. Weil eine große Anzahl lieber stehlen geht, als zu arbeiten.
Die schlechte Erziehung der Kinder, der Widerstand der Eltern, ihre Flüche und ihr Widerwillen gegen die Schule und der elementarste materielle Mangel machen meine Situation unhaltbar und meine Gesundheit beginnt zu leiden.

Herr Coronel, ich bitte Sie, sich die Mühe zu nehmen, meinen Kummer zu prüfen und sobald als möglich eine Abhilfe dafür zu finden.
Ich für meinen Teil würde es vorziehen, die Kolonie zu verlassen, weil es ein Hohn ist, überall wohin man geht, es mit einer Bevölkerung zutun zu haben, deren größter Teil aus Taugenichtsen und schlechten Existenzen besteht. ...
Wenn jedoch der Herr Coronel für mich eine andere Beschäftigung hätte, sei es in einer anderen Kolonie, oder ich ihm anderswo zu Diensten zu sein könnte, würde ich mich gern unterordnen. ...
Ich setze mich bereit zu Ihrer Disposition und bin mit großem Respekt. ...



Der Text des Briefes ist an manchen Stellen kaum zu entziffern und der letzte Teil mit der Unterschrift fehlt leider. Wahrscheinlich hatte der Entschluss des Lehrers, nicht in Tovar bleiben zu wollen, auch einen gewissen Einfluss auf die aus ihrer Heimat ausgewanderten Badener gehabt, denn in den nächsten Jahren entschlossen sich einige Familien und relativ viele Ledige, die Kolonie zu verlassen.

Um diese Abwanderungen untersuchen und erklären zu können, ist es notwendig, nicht nur die möglichst genaue Größe der Gesamtgruppe zu ermitteln, sondern es ist auch wichtig, die gemeinsame regionale Herkunft der Familien, die Berufe der Familienväter, die Größe der Familien sowie die Anzahl der ledigen Frauen und Männer zu eruieren.
Ich gehe deshalb von der Passagierliste der Clemence aus. Sie wurde am 17. Januar 1843 vor dem Auslaufen der Clemence erstellt. Sie enthält außer dem Coronel einen französischen Arzt, einen Italiener und fünf weitere Personen, die auch nach Venezuela reisten, ohne jedoch der Siedlergruppe anzugehören. Insgesamt wird in diesem Dokument die Ausreise von 175 Erwachsenen und 197 Kindern - also von 372 Personen bestätigt.
Auf der Seereise sind 14 Badener gestorben. Frau Kanzler aus Ettenheim, die hochschwanger mit ihrem Mann die Reise angetreten hatte, brachte nach zwei Wochen an Bord als gesundes Baby ihre Tochter Veronika zur Welt. Die „Alten“ in Tovar haben sie, die ihr ganzes Leben in Tovar verbrachte und keine Erinnerungen mehr an Baden hatten, das „Meerwibli“ genannt.

Demnach müssten 359 Personen in Tovar angekommen sein. Pfarrer P. Schneider von der deutschen Gemeinde in Caracas schrieb jedoch im Jahre 1902 in einem geschichtlichen Aufsatz über Tovar: „Am 8. April 1843 trafen 374 Personen, 145 Männer, 96 Frauen und 133 Kinder in der neuen Kolonie ein“.
Diese Diskrepanzen lassen sich durch die Unvollständigkeit der Passagierliste erklären, denn es sind tatsächlich mehr Badener in Venezuela eingetroffen. So wurden zum Beispiel in der Urkunde der Grundsteinlegung für die erste Kirche Tovars folgende Handwerker genannt, die nicht in der Passagierliste stehen (die Maurermeister Mathias Eckert und Jakob Ruh sowie der Zimmermann Brunner).

Warum die Passagierliste nicht vollständig erstellt worden ist, wissen wir nicht, es lässt sich aber vermuten, daß die Clemence nur für eine geringere Passagierzahl zugelassen war.

Uns interessieren bei unserem heutigen Thema nur Familien und Ledige, die aus Baden stammen. Der aus Württemberg stammende Lehrer Teufel, der in Tovar die aus Baden stammende Magdalene Kohler geheiratet hat, sowie der aus Sachsen stammende Moritz Hempel, der bereits in Ettenheim die Badenerin Genoveva Berthold geheiratet hatte, werden hierbei zu den Badenern gezählt.

Anhand von zwei Dokumenten lassen sich im 19. Jahrhundert zwei Abwanderungen ermitteln:

der erste von Alexander Benitz 1845 erhobene Zensusdie 1852 vom Innenministerium angeordnete und von Benitz durchge-
führte Volkszählung
Ausgehend von der Namensliste aller Erstauswanderer, die ich 1969 publiziert habe, lassen sich im Vergleich mit den o.g. Bevölkerungslisten für den jeweiligen Zeitraum (unter Berücksichtigung der Gestorbenen) alle Auswanderer ermitteln, die Tovar verlassen haben.


Bis zum Zensus 1845 abgewanderte Badener Nr. NameVornameGeb.-Datum OrtBerufHer-kunfts-region Familien 64 FreylerBarbara19.01.1815 Herbolzheim 265 FreylerJohann24.07.1836 Herbolzheim 296 GrossMarianne Wagenstadt 2169 Jäger Maria Anna Ettenheim 2170 MaiMaria Anna1834 Ettenheim 2171 Mai Karolina1834 Ettenheim 2172 Mai(Kind) Ettenheim 2191 MüssleJoseph12.10.1799 Wyhl 1205 MutschlerKatharina30.10.1805 Herbolzheim 2206 MutschlerJosepha28.10.1835 Herbolzheim 2214 RamsteinBarbara1814 Ettenheim 2215 RamsteinWilhelm1835 Ettenheim 2264 StierJacob Amt Kenzingen 2265 Stier(Kind) Amt Kenzingen 2 Ledige 305 BaldingerKatharina24.03.1819 WasenweilerMagd4306 BauerXaver22.11.1821 Ringsheim 2309 BenitzKarl02.06.1821 Endingen 1310 BenitzKarolina03.06.1823 Endingen 1311 BenitzLugarda10.09.1810 Endingen 1319 Bohrer Sebastian Ettenheim 2320 BoosJohann Georg28.11.1822 TeningenSchlosser3322 BürgermeierJoseph Forchheim 1325 Enderle Georg17.02.1808 Münchweier 2326 FasserSophie Baden 5329 FischerEmmerenzia1819 Sasbach 1330 FreyGertrud Ettenheim 2332 FreyTherese1793 Herbolzheim 2334 FuttererBarbara1807 Forchheim 1336 Göring Magdalene Amt Kenzingen 2338 GriesbaumAppolina Ettenheim 2339 HaasAndreas22.11.1817 Forchheim 1342 HeissFriedrich Waldangelloch 5348 HuserIgnatz31.07.1810 HerbolzheimDrechsler2349 JoosJohann Ettenheim 2351 KettererFranz12.06.1796 Herbolzheim 2354 KunzerIgnatz29.07.1817 Herbolzheim 2356 LipsMathias20.02.1783 Buchheim 4357 LiseleJustine Amt Bretten 5358 LoschAlban Amt Kenzingen 2360 MossbacherEuphrosina Amt Kenzingen 2363 MüllerKatharina20.12.1812 Gündlingen 4364 MüssleMaria Anna19.12.1816 Wyhl 1367 NässlerLukas17.10.1809 Wyhl 1369 RiesJoseph Amt Kenzingen 2372 RuhLugarda1811 Endingen 1376 SchreiberJohann Herbolzheim 2377 SchutzTherese Amt Kenzingen 2381 StrubXaver Herbolzheim 2386 WeberMichael1818 Waldangelloch 5

Herkunftsregionen:

1 Endingen
Endingen, Forchheim, Jechtingen, Sasbach, Wyhl
2 Nordost Altdorf, Dörlinbach, Ettenheim, Hecklingen, Herbolzheim,
Kenzingen, Münchweier, Reichenbach, Ringsheim, Wagenstadt,
Welschensteinach
3 Südost Emmendingen, Heimbach, Kollmarsreute, Merzhausen, Teningen, Waldkirch, Waltershofen, Wettelbrunn
4 Kaiserstuhl Bickensohl, Bötzingen, Buchheim (March), Eichstetten, Gündlingen, Hugstetten, Ihringen, Neuershausen (March), Oberbergen, Opfingen, Wasenweiler
5 entferntere Orte
Von 1845 bis zum Zensus 1852 abgewanderte Badener
Nr.
NameVornameGeb.-Datum OrtBerufHerkunfts-region Familien 1 AlbertJoseph22.01.1800 EttenheimWeber22 EttiMaria Magdalena20.05.1800 Ettenheim 23 AlbertFerdinand06.10.1825 Altdorf 24 AlbertKonstantin29.01.1830 Ettenheim 25 AlbertMelchior02.01.1832 Ettenheim 26 AlbertAmselm04.03.1834 Ettenheim 27 AlbertRichard07.02.1835 Ettenheim 28 AlbertKarl11.02.1836 Ettenheim 225 BerblingerKaspar07.12.1796 HerbolzheimWagnermeister226 HettichJosepha19.03.1801 Herbolzheim 227 BerblingerLudwig09.05.1822 Herbolzheim 228 BerblingerJoseph 10.03.1825 Herbolzheim 229 BerblingerSebastian09.12.1829 Herbolzheim 230 BerblingerAnna03.11.1833 Herbolzheim 231 BlankBaptiste05.06.1802 EttenheimHutmacher232 HerbstrithAnna Karolina Ettenheim 233 BlankKarl06.07.1833 Ettenheim 234 BlankBalbine31.03.1834 Ettenheim 235 BlankWilhelmine07.01.1835 Ettenheim 236 BlankLorenz August09.08.1836 Ettenheim 237 BlankKarolina11.07.1837 Ettenheim 238 BlankMagdalene29.07.1838 Ettenheim 240 BöschJoseph06.01.1812 HerbolzheimSchuhmacher241 StreckMagdalene04.11.1815 Herbolzheim 242 BöschHeinrich02.04.1839 Herbolzheim 243 BöschFranz15.12.1840 Herbolzheim 252 FehrJoseph1783 MünchweierSchuhmacher253 HuberKatharina1793 Münchweier 255 FehrKarolina1824 Münchweier 256 FehrJoseph15.12.1826 Münchweier 257 FehrEuphrosia11.10.1827 Münchweier 258 FehrJohann Baptist12.06.1829 Münchweier 259 FehrKarl03.12.1830 Münchweier 260 FehrMaria Agathe05.12.1834 Münchweier 261 FehrFridolin24.10.1836 Münchweier 262 FlouckWilhelm Amt Möhringen 563 (Kind) Amt Möhringen 583 GerberJoseph04.02.1811 Forchheim 184 Gerber(Ehefrau) Forchheim 185 Gerber(Kind) Forchheim 1119 IseleAndreas1808 EttenheimTagelöhner2120 SauterMaria Anna15.09.1812 Ettenheim 2121 IseleXaver31.05.1834 Ettenheim 2122 IseleWilhelm22.07.1835 Ettenheim 2123 IseleTherese30.11.1836 Ettenheim 2124 IseleAlbert14.08.1839 Ettenheim 2125 IngoldsGeorg IhringenTagelöhner4126 Ingolds(Kind) Ihringen 4127 Ingolds(Kind) Ihringen 4128 Ingolds(Kind) Ihringen 4132 KellerJohann26.06.1806 WasenweilerMaurer4133 BraunbartTherese1797 Wasenweiler 4134 KellerMartin1834 Wasenweiler 4135 KellerKarl1838 Wasenweiler 4136 KellerAgathe1840 Wasenweiler 4137 KienzlerGeorg13.10.1798 WasenweilerBauer4138 Kabis Barbara19.04.1806 Wasenweiler 4139 KienzlerGeorg1827 Wasenweiler 4140 KienzlerStephan1829 Wasenweiler 4141 KienzlerJohann1832 Wasenweiler 4142 KienzlerXaver1834 Wasenweiler 4143 KienzlerJoseph1837 Wasenweiler 4144 KienzlerLeopold1839 Wasenweiler 4145 KienzlerFridolin1842 Wasenweiler 4163 LipsMichael15.12.1784 HugstettenZimmermann4164 LipsMagdalene03.04.1819 Hugstetten 4165 LipsBrigitte23.01.1821 Hugstetten 4166 LipsAlexander07.03.1823 Hugstetten 4167 LipsFranz Xaver26.11.1824 Hugstetten 4168 LipsHeinrich10.07.1833 Hugstetten 4173 MeyerJacob BötzingenWeber4174 Meyer(Ehefrau) Bötzingen 4187 MüllerGeorg1798 EttenheimTagelöhner2188 MüllerKaroline1820 Ettenheim 2189 MüllerBarbara1821 Ettenheim 2190 MüllerJacob20.12.1825 Ettenheim 2207 OettleJohann Jacob02.08.1813 OpfingenSchuhmacher4208 MüllerMagdalene02.08.1813 Opfingen 4209 OettleMaria Elisabeth31.01.1839 Opfingen 4216 RettiFranz Joseph29.05.1803 HerbolzheimSchuhmacher2217 KeppnerTheresia23.06.1821 Herbolzheim 2228 RothMartin MünchweierSteinmetz2229 LangKatharina Münchweier 2230 RothMartin1836 Münchweier 2231 RothPantalion1838 Münchweier 2232 RothPeter1840 Münchweier 2233 RothKonstantin20.02.1841 Münchweier 2261 SteuertJohann05.04.1821 MerzhausenMühlenbauer3262 (Ehefrau) Merzhausen 3274 TschummyJohann07.10.1798 IhringenArztdiener4275 SchindelKatharina Birkensohl 4276 TschummyJuliane11.12.1837 Ihringen 4277 TschummyLuise Katharina16.05.1839 Ihringen 4278 TschummyAnna Maria25.03.1841 Ihringen 4279 VogtsbergerAndreas23.10.1806 IhringenTagelöhner4280 MattmüllerAnna Maria Ihringen 4281 Vogtsberger(Kind 6-12) Ihringen 4282 Vogtsberger(Kind 6-12) Ihringen 4283 Vogtsberger(Kind 6-12) Ihringen 4290 VomundJoseph09.03.1813 HerbolzheimWeber2292 VomundPauline26.06.1835 Herbolzheim 2301 WursthornJohann10.05.1812 Altdorf bei Ettenheim2302 DufnerApolina Ettenheim 2303 Wursthorn(Kind 6-12) Ettenheim 2304 Wursthorn(Kind 6-12) Ettenheim 2
Ledige: BenitzAlexander19.11.1813 EndingenKupferstecher1 BenitzTheodor17.07.1817 EndingenBöttcher1 BerleMoritz16.03.1804 OberbergenTagelöhner4 BertramReinhard13.07.1823 Ringsheim 2 BinzPeter11.01.1819 Gündlingen 4 BrunnerJoseph WaltershofenZimmermann3 EberenzXaver02.12.1826 WagenstadtTagelöhner3 FeilJohann Ettenheim 2 FetschJohann15.06.1810 Herbolzheim 2 HaizlerConrad Neuershausen 4 HolzerAugustin06.08.1810 Wasenweiler 4 KellerJohann15.12.1818 Wasenweiler 4 KettererJohann30.04.1791 Herbolzheim 2 MüllerGeorg1811 Gündlingen 4 MüllerJohann18.05.1810 GündlingenKellner4 MuttachBurghard11.10.1818 RingsheimSchmied2 MutzLandolin14.02.1821 RingsheimTagelöhner2 SchieberJohann21.06.1821 EichstettenZimmermann4 SchmidtRudolf03.04.1833 Endingen 1 SchwehrHugo01.04.1808 Endingen 1 SiffertStephan Münchweier 2 VomundBernhard07.08.1815 Herbolzheim 2 WeberHygin10.01.1817 Altdorf 2 WolfKarl GündlingenDrechsler4 Herkunftsregionen

1Endingen
Endingen, Forchheim, Jechtingen, Sasbach, Wyhl 2NordostAltdorf, Dörlinbach, Ettenheim, Hecklingen, Herbolzheim,
Kenzingen, Münchweier, Reichenbach, Ringsheim, Wagenstadt, Welschensteinach 3SüdostEmmendingen, Heimbach, Kollmarsreute, Merzhausen, Teningen,
Waldkirch, Waltershofen, Wettelbrunn4KaiserstuhlBickensohl, Bötzingen, Buchheim (March), Eichstetten,
Gündlingen, Hugstetten, Ihringen, Neuershausen (March),
Oberbergen, Opfingen, Wasenweiler5entferntere Orte
Zu den Voraussetzungen, die Colonia Tovar bereits in den ersten zwei Jahren verlassen zu können, gehörten folgende Kriterien:
Es werden in der Mehrheit die Ledigen, die kinderlosen Ehepaare und vielleicht auch noch die Kleinfamilien gewesen sein, die sich schon frühzeitig von der Gruppe lösen konnten.
Besonders den Familienvätern, die einen in Venezuela gesuchten Handwerksberuf erlernt hatten, boten sich die besten Chancen, das abgelegene Tal verlassen zu können.

Die Badener, die als erste Tovar verließen, lassen sich vier Herkunftsregionen zuordnen.
Aus der Stadt Endingen stammten die fünf Geschwister Benitz, vier Handwerksmeister und drei Ledige, von denen Heinrich Ziegler ein Vetter von Benitz war.

Innerhalb der nordöstlich von Endingen gelegenen Region hatten die Orte
Ettenheim, Herbolzheim und Kenzingen den größten Anteil.
Die südöstlich gelegene Region umfasst die Hauptorte Emmendingen, Teningen und Waldkirch.
Südlich von Endingen bildet der Kaiserstuhl die vierte Herkunftsregion.

Eine entscheidende Wende in der Geschichte der Colonia Tovar trat 1852 mit der großherzigen Schenkung des gesamten Tales an die Bürger der „Colonia Tovar“ durch Dr. Manuel Felipe de Tovar statt, der später auch einmal eine Zeit der Staatspräsident von Venezuela wurde.
Er hatte die Schenkungsbestimmungen mit dem Gemeinderat und den Dorfältesten gründlich vorbereitet und sie mit folgenden Worten in der Schenkungsurkunde eingeleitet:

„…alles Land, das sich zwischen diesen Wasserläufen und Abhängen befindet, schenke, überlasse und übertrage ich, auf daß es als Besitz den gegenwärtigen Kolonisten zugeteilt werde und denjenigen, die in Zukunft aus europäischen Ländern eintreffen werden, um es zu bevölkern und für sich urbar zu machen und zu bebauen.“